Wenn man durch die Straßen indischer Städte wie Mumbai oder Chennai schlendert, fällt ein Schild immer wieder ins Auge: „Gold Loans Available“. Pfandhäuser sind in Indien allgegenwärtig. Sie sind oft klein, manchmal familiengeführt, manchmal Teil großer Ketten – und sie bedienen eine Nachfrage, die in Deutschland in dieser Form kaum vorstellbar ist.
Warum Pfandhäuser in Indien so wichtig sind
In Indien hat nicht jeder Zugang zu einem Bankkonto oder Kreditkarten. Die Bürokratie der Banken schreckt viele ab, und oft fehlt die „Bonität“, die hierzulande selbstverständlich geprüft wird. Das Pfandhaus ist für Millionen Menschen die schnelle, unkomplizierte Lösung: Man bringt Schmuck, erhält sofort Bargeld und hat eine faire Chance, das Pfand wieder auszulösen.
Besonders Gold spielt eine zentrale Rolle. In kaum einem anderen Land hat Gold eine so tiefe kulturelle Bedeutung. Fast jede Familie besitzt Schmuckstücke, die über Generationen weitergegeben werden. Diese Schätze sind nicht nur Erinnerungen, sondern auch eine Art „Notgroschen“ – jederzeit einsetzbar, wenn das Leben unerwartet teurer wird.
Und wie ist das in Deutschland?
In Deutschland existieren Pfandhäuser ebenfalls, doch ihre Rolle ist eine ganz andere. Hier sind Banken und Online-Kredite leicht zugänglich, Konsumfinanzierungen gehören zum Alltag. Wer ein Pfandhaus aufsucht, tut das meist, um kurzfristig eine kleine Lücke zu überbrücken – nicht, weil es keine andere Option gäbe. Außerdem ist die Branche strenger reguliert, die Zinsen sind begrenzt und der Fokus liegt eher auf Luxusartikeln wie Echtschmuck, Luxusuhren und Technik.
In Indien hingegen sind Pfandhäuser Teil der Finanzkultur. Dort ist es nichts Ungewöhnliches, ein Armband oder ein paar Ringe zu verpfänden, um die Schulgebühren der Kinder oder eine medizinische Rechnung zu bezahlen.
Zwei Welten, ein Prinzip
Ob in Indien oder Deutschland – das Prinzip bleibt dasselbe: Ein Wertgegenstand dient als Sicherheit für einen Kredit. Doch während es in Deutschland eher die Ausnahme ist, ist es in Indien fast Alltag.